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Zinsanhebung steht bevor

Vergangenen Mittwoch wurde Alan Geenspan von George Bush für eine weitere Amtsperiode als Notenbankchef nominiert. Somit wird Greenspan der US-Notenbankchef mit der längsten Amtszeit werden. Nun ist bis mindestens 2006 für Kontinuität an den Finanzmärkten gesorgt. Greenspan ist dafür bekannt, dass er eher eine "lockere" Zinspolitik bevorzugt. Seine Worte bewegen die Finanzmärkte. Allerdings versteht ihn kaum jemand. Sein Markenzeichen ist die Verschlüsselung sämtlicher Aussagen.

Seit Mitte 2002 notiert der US-Leitzins bei 1% auf Rekordtief. Greenspan hat es geschafft, die Wirtschaft mit billigem Geld zu versorgen. Seither gewinnt die US-Wirtschaft wieder an Fahrt. Die Arbeitslosenquote sinkt. Eine Leitzinsanhebung scheint unausweichlich. Allerdings finden im November die Präsidentschaftswahlen statt. Leitzinsanhebungen in einem Wahljahr gab es in der Vergangenheit nur selten. Präsidenten, die zur Wiederwahl standen, bevorzugten ein niedriges Zinsniveau. Das Wirtschaftswachstum soll die Stimmung im Volk anheben, um die eigenen Chancen bei der Präsidentschaftswahl möglichst groß erscheinen zu lassen.

Oftmals wird darüber spekuliert, warum Greenspan nicht schon längst den Leitzins angehoben hat. Hierfür gibt es lediglich zwei mögliche Ursachen: Entweder, weil es der US-Wirtschaft scheinbar weiterhin noch nicht so gut geht, oder weil man in einem Wahljahr dem amtierenden Präsidenten nicht in den Rücken fallen möchte. Die erneute Nominierung Greenspans spricht für die zweite Variante.

Anhaltend niedrige Zinsen sprechen für eine künftige Inflation. Eigentlich ist sich die ganze Welt einig, dass die Zinsen in den USA stiegen werden, sobald China und Japan eines Tages weniger Anleihen kaufen werden, denn außer diesen beiden kauft kein Mensch mehr Anleihen. Der Zinsspread zwischen Leitzins und der Rendite des T-Bonds (10 Jahre laufende US-Staatsanleihen) ist extrem stark angestiegen. Seit Ende März um 100 Basispunkte von 3.7% auf nunmehr 4.7%. Dies, ohne das der Leitzins überhaupt angefasst wurde. Greenspan hat offensichtlich den Zug verpasst.

Zudem steigt der Ölpreis auf Rekordhöhen. Bush scheint hier ebenfalls die Kontrolle verloren zu haben. Allerdings nur auf dem ersten Blick. Bush hat in den letzten Monaten die Ölreserven auffüllen lassen. Die maximale Kapazität beträgt 700 Mio. Fass. Die aktuellen Ölvorräte betragen 658 Mio. Fass. Somit sind die Kapazitäten nahezu vollständig aufgefüllt. Es ist also möglich, den Ölpreis durch Verwendung einiger Mio. Fass aus der Reserve, zu senken.

Bekanntlich werden Ölpreisschwankungen schnell an das Volk weitergegeben. Zinserhöhungen wirken sich hingegen mit einer Verzögerung von etwa 12 bis 18 Monaten aus. Wenn Präsident Bush pünktlich zu den Präsidentschaftswahlen im November eine positive Stimmung erzeugen möchte, dann wäre es für ihn von Vorteil, wenn der Ölpreis im Spätsommer stark sinkt. Schließlich wird der Ölpreis direkt an die Zapfsäulen weitergeleitet. Die amerikanische Bevölkerung würde dies als Beweis sehen, dass die Politik von Bush aufgegangen sei. Gleichzeitig könnte dieser Preisverfall Greenspan den nötigen Spielraum eröffnen, um anschließend endlich den US-Leitzins anzuheben. Gute Unternehmenszahlen und billiges Benzin würde die Amerikaner in die Lage versetzten, der Inflation zu trotzen. Ich könnte mir also einen weiterhin niedrigen US-Leitzins bis in den Spätsommer hinein vorstellen.

Der hohe Ölpreis sollte jedoch bis dahin weiter Druck auf die Börse ausüben. Tage mit Kursgewinnen an den Finanzmärkten würde ich zum Aufbessern der Barreserven nutzen. In den kommenden Wochen sollten niedrigere Kurse bessere Einstiegsmöglichkeiten bieten.

23.05.2004