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Zusammenhang anhand des T-Bonds zwischen Bondpreis und Rendite

Der T-Bond ist die 10-jährige Staatsanleihe in den USA (T für Ten = Zehn). Bis vor zwei Jahren galt die 30-jährige Staatsanleihe als Messlatte für langfristige Zinsen. Seitdem die Bush-Regierung jedoch die Neuemission von diesen langläufigen Anleihen eingestellt hat, richtet sich das Augenmerk auf den T-Bond.

Die Rendite des T-Bonds beträgt aktuell 4,184%. Den Kurs des T-Bonds können Sie bei Yahoo Finance hier aufrufen. Sofern Sie den T-Bond selbstständig aufrufen möchten, geben Sie bitte ^TNX ein. Der Kurs wird Ihnen mit 41,84 angegeben. Dies liegt daran, dass der TNX ein technisches Hilfsmittel ist, um auf die Zinsveränderungen spekulieren zu können. Wird der TNX mit einem Kurs von 41,84 gehandelt, dann beträgt die Rendite des T-Bonds aktuell 4,184 %.

Sicherlich fragen Sie sich jetzt, wie sich die Rendite täglich ändern kann, wenn doch die Anleihen eine feste Verzinsung garantieren. Nun, die Verzinsung bleibt tatsächlich gleich. Ein T-Bond, der mit einer Verzinsung von beispielsweise 4,5% ausgegeben wird, wird nach genau 10 Jahren zu 100 Prozent zurückgezahlt, zuzüglich der 4,5% Zinsen, die es jährlich darauf gibt.

Es könnte aber sein, dass ein T-Bond mit 4,5% Zinsen, der heute ausgegeben wird, nicht ausreichend Käufer findet. Dann gibt der Emittent dieses Papier zu einem günstigeren Kurs aus z.B. zu 97%. Er sagt also eine Verzinsung von 4,5% auf $100 zu, wenn ein Anleger $97 auf den Tisch legt. Der Anleger erhält in diesem Falle also jährlich 4,5% Zinsen und am Ende der Laufzeit sogar seine $100 zurück, also mit einem zusätzlichen Kursgewinn zu der Verzinsung von 3,09% (Differenz zwischen $100 und $97 = $3 = 3,09 %). Auf 10 Jahre verteilt ist dies ein jährlicher Kursgewinn von 0,3% (0,309 um genauer zu sein). Damit ergibt sich für den Anleger eine effektive Rendite von 4,5% plus die 0,3% Kursgewinn pro Jahr, also insgesamt von 4,8%. Und dies, obwohl der Zins eigentlich nur 4,5% beträgt.

Wenn dieses Papier einmal erworben wurde, so kann der Anleger plötzlich seine Meinung ändern und denkt sich vielleicht, dass er sein Geld satt mit 4,8% Rendite viel lieber in den riskanten, aber mit vielleicht besseren Ertragschancen ausgestatteten Aktienmarkt anlegen möchte. Er kann nun seine Anleihe über die Börse verkaufen. Da sich mehrere Anleger seiner Überlegung anschließen, wird der Kurs für dieses Papier nun fallen. Er bekommt nicht mehr $97, sondern vielleicht nur noch $96,5 dafür. Er hätte dann einen Kursverlust von 0,5% zu verkraften. Der neue Käufer hält nun die gleiche Anleihe mit dem Zins von 4,5% und einer für ihn persönlichen Rendite von nunmehr 4,86% (4,5% plus 0,36%/10Jahre). Somit ändert sich also die Rendite solcher Papiere täglich, obwohl der Zins unverändert bleibt.

Mit Instrumenten wie dem TNX können Sie auf solche Veränderungen der Rendite spekulieren. Sie können also den TNX selbst kaufen oder auch shorten, je nachdem, ob Sie eine steigende oder fallende Rendite erwarten.

Also: Fallende Nachfrage nach Anleihen führt zu steigender Rendite und umgekehrt.

Der US-Leitzins beträgt derzeit 2%, der T-Bond notiert bei 4,184%. Die 2% erhalten Finanzinstitute für Über-Nacht-Darlehen. Wenn die langfristigen Zinsen höher sind, als die kurzfristigen Zinsen, dann werden steigende Zinsen erwartet. Anleger verlangen also einen höheren Zins, wenn sie Geld langfristig anlegen wollen.

In den vergangenen Monaten war der "Carry-Trade" sehr beliebt: Finanzinstitute kauften beispielsweise $1 Mio. T-Bonds und ließen das Geld mit 4,7% verzinsen. Dieses Geld holten Sie sich jedoch gleichzeitig zu dem noch vor einigen Monaten aktuellen Tageszins von nur 1% bei der Notenbank wieder. Dieser Refinanzierungsvorgang wurde täglich erneuert. Die Zinsdifferenz von 3,7% ist dann der Gewinn des Finanzinstituts.

Der Haken an dieser Geschichte ist nur, dass der Zins innerhalb der nächsten 10 Jahre über 4,7% steigen könnte. Dann säßen diese Finanzinstitute noch immer auf den Papieren und hätten jedoch über Nacht stets $1 Mio. Kredit zu einem dann vielleicht höheren Zins, vielleicht 5% aufzunehmen. Dann müsste das Finanzinstitut draufzahlen.

Als die langfristige Erwartung vor einigen Monaten noch die Deflation mit ins Kalkül zog, wurden reichlich Carry-Trades eingegangen. Nachdem nun eine Inflation wahrscheinlicher wurde, mussten diese Positionen aufgelöst werden. Entsprechende Anleihen wurden fast schon mit Panik verkauft. So ist ein solch schneller Anstieg der Rendite von 100 Punkten (=1%) in nur 6 Wochen zu erklären (Mitte März bis Mai 2004).

24.11.2004